23.6.2024

Was Selbstermächtigung mit unseren Reaktionen auf das Leben zu tun hat

Wie oft fühlst du dich selbstermächtigt, selbstwirksam oder in anderen Worten an der Steuerpinne deines Lebens? Manchmal kann es sich soanfühlen, als würde das Leben uns einfach mitschwemmen, wie ein mächtiger Fluss,gegen den wir nicht ankönnen. Dann kann es sein, dass wir uns dem Lebenausgeliefert fühlen. Zu anderen Zeiten wieder fühlen wir uns sicher in unsverankert, wissen, dass Dinge geschehen, bestimmte Menschen uns auf bestimmteWeise behandeln, die vielleicht sogar verletzend ist und dennoch fühlen wir unsdem nicht ohnmächtig ausgeliefert.

Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit bedeuten nicht primär, dass wir andere Menschen, oder die Welt verändern. Wenn wir zu sehr versuchen, dieWelt im außen zu verändern, damit wir uns endlich gut und sicher fühlen können, dann handeln wir in diesem Moment nicht von einem Platz der Selbstermächtigung, sondern kommen vom Platz der Ohnmacht. Im Versuch, das Außen zu kontrollieren, den Partner oder die Partnerin endlich zu verändern oder die lang ersehnteAnerkennung in der Arbeit zu bekommen, machen wir uns Abhängig vom außen. Erst wenn die Welt, die Ereignisse, die Menschen um uns endlich so sind, wie wir meinen, dass sie sein sollten, dann, ja dann würde es uns gut gehen. Aber damit geben wir die Steuerpinne unseres Lebens und unseres Glückes aus der Hand, machen uns abhängig davon, ob sich im Außen etwas verändert oder nicht.

Selbstermächtigung ist die liebevolle Verantwortung für deine Reaktionen auf das Leben

Der erste und wichtigste Schritt in die Selbstermächtigung ist, wenn wir die Verantwortung für unsere Reaktionen auf das, was geschieht übernehmen. Lass mich hier eine kleine Geschichte eines einschneidenden Ereignisses aus meinem Leben erzählen, um das zu veranschaulichen.

Manchmal gibt es einschneidende Ereignisse, die unser Leben sehr deutlich und in kürzester Zeit verändern. Diese Ereignisse können ein kurzer Moment sein. Bei mir waren es ein paar Sekunden im April diesen Jahres. Ich liebe es, an Bächen zu sitzen oder auch mitten im Bach auf einem Stein. Wasser hat für mich etwas so unglaublich lebendiges, sanftes und kraftvolles zugleich. Das Gluckern, Gurgeln oder sanfte Rauschen von Bächen hat etwas zutiefst beruhigendes für mich.

Gleichzeitig sind Bäche auch die Erinnerung daran, dass

... sich immer alles verändert.

... das Jetzt im nächsten Moment schon Vergangenheit ist.

... das Ich von Jetzt immer im Wandel ist.

Dieser Bach, an dem ich im April auf meiner Bergtour saß, hat mir dieseVeränderbarkeit der Dinge sehr bewusst gemacht. Da war die Freude, in den Bergen zu sein, die Freude, den kleinen Bachlauf hinaufzugehen und in der Natur zu sein. Und dann habe ich eine feuchte Stelle auf einem Stein im Bach nicht gesehen und bin ausgerutscht. Und in dem Moment habe ich mir das Sprunggelenk gebrochen.

Das Gefühl der Dankbarkeit wirkt sich regenerierend auf unser ganzes System aus

Da war dieser eine Moment, dieses Unglück und im nächsten Moment hatte ich ganz viel Glück in eben jenem Unglück. Ein Radfahrer, der kurz davor vorbeigefahren ist, hatte meinen Schrei gehört und sofort umgedreht. Und ab diesem Moment hatte ich Hilfe, Menschen, die mir achtsam und liebevoll zur Seite standen und kurz darauf war auch schon die Bergwacht da.

Ich bin zutiefst dankbar,

♡ für die Menschen, die mir in diesem Moment zurSeite standen.

♡dass ich in diesem Moment der absoluten Hilflosigkeit so schnell Hilfe bekam.

♡ dass ich mit diesem Erlebnis eine alte, emotionale Wunde der Hilflosigkeit heilen konnte, denn dieses Mal wurde in einem Moment der Hilflosigkeit mein Schrei gehört und ich durfte eine neue Erfahrung machen. Das nennt man auch Memory Reconsolidation – wenn das alte Erfahrungsmuster durch einen neue Erfahrung überschrieben wird.

Tatsächlich ist das Gefühl der Dankbarkeit ein sehr regenerierendes Gefühl, das sich positiv auf unser ganzes System auswirkt und auch unsere Selbstheilungskräfte stärkt. Zusätzlich ist Dankbarkeit ein Geschenk an uns selbst. Wenn wir Dankbarkeit fühlen, dann nehmen wir in diesem Moment die Geschenke oder die Hilfe, die wir bekommen, tatsächlich an.

Und ich bin auch dankbar für das Vorher meines Lebens, alles, was vor dem Unfall war. Denn ohne dieses Vorher hätte ich mit dem Unfall niemals so achtsam und liebevoll umgehen können. Ohne das Vorher meines Lebens hätte ich mich über mich geärgert. „Warum hast dun icht aufgepasst!?“, „Das hat ja gerade noch gefehlt!“, „Wie blöd kann man sein!“… die Liste ließe sich problemlos erweitern. Ganz sicher wäre ich sehrfrustriert gewesen, hätte mit dem Leben, mit dem Bruch meines Knöchels schwer gehadert. Ich hätte mich vom Fluss des Lebens mitgerissen gefühlt, mich alsOpfer der Umstände empfunden oder als Opfer meiner eigenen vermeintlichen Blödheit.

Die Fähigkeit, dein Nervensystem zu regulieren und liebevollen Raum für deine Gefühle zu haben, ist der Boden für Selbstermächtigung

So aber habe ich in jedem Moment meine Selbstwirksamkeit erlebt und gelebt, war mir selbst eine gute Freundin, habe mich liebevoll um mich gekümmert und habe bewusst wählen können, wie ich auf das Geschehene reagiere. Denn all meine eigene emotionale Arbeit, die regelmäßige Anwendung von Übungen, die das Nervensystem regulieren, mein Wissen um Regulation und Co-Regulation, die EFT Klopftechnik, die Arbeit mit inneren Anteilen – all das hat mir geholfen, auch in dem Moment des Schocks bei mir zu bleiben.

Bei mir zu bleiben war selbstermächtigend. Bei mir zu bleiben hat bedeutet, zu bemerken, dass etwas in mir mit den Gedanken anfangen wollte „hätte ich doch nur ….“. Statt dann aber von dieser Gedankenspur in den Strudel gezogen zu werden, konnte ich das liebevoll unterbrechen, von Herzen wissend, dass Dinge manchmal einfach geschehen und dass es keinen Sinn macht, mich hinterher dafür zu verurteilen.

Es braucht Übung und ist nicht immer leicht, alte Muster durchbrechen zu können – aber es lohnt sich!

Der Moment, als ich die Gedankenspirale bewusst unterbrochen habe, irgendetwas falsch gemacht zu haben, oder doch nicht gut genug aufgepasst zu haben, war der Moment, in dem ich mich nicht von dem Unfall und meiner früher automatischenReaktion habe wegschwemmen lassen. In diesem Moment habe ich das Ruder meiner Reaktion auf das Geschehene bewusst in die Hand genommen. Und ja, ich hatte Glück im Unglück und ja, es gibt andere Situationen im Leben, die weitaus herausfordernder sind, als ein Beinbruch es ist. Und dennoch haben wir mmer, immer die Möglichkeit unsere Reaktion darauf selbstermächtigt zu wählen:

♡ Wo wählst du wertschätzendes Mitgefühl für dich, wenn etwas Einschneidendes geschieht?

♡ Wo wählst du, dir liebevoll Raum zu geben für deine angemessene Trauer, Schmerz und auch Wut auf das Geschehene, ohne dass diese Gefühle dich übernehmen?

♡ Und wo wählst du immer wieder kleine Momente, in denen du dich auch an Dinge erinnerst, die gut sind, die dich erfreuen und für die du dankbar bist und erlaubst dir, das auch wirklich zu fühlen?

Diese Wahl kann dir keiner nehmen. Ist es manchmal verdammt schwierig, an diesen Punkt zu kommen? Müssen wir dafür vielleicht Ereignisse aus der Vergangenheit aufarbeiten? Bedarf es der Herzensdisziplin, um aus den gewohnten Negativschlaufen auszusteigen und einen neuen Weg zu gehen, der auf Vertrauen basiert und der Erfahrung, dass wir Einfluss auf unsere Reaktion auf das Leben haben? All diese Fragen beantworte ich mit einem klaren „Ja“. Manchmal bedarf es auch einer Wegbegleitung, wenn die alten Muster uns so vertraut sind, dass sie zu unserer Normalität geworden sind und wir uns gar nicht vorstellen können, dass wir daran etwas ändern können.

Das Leiden über das Leiden hält uns gefangen im Gefühl nichts zu können.

Mein größtes Geschenk aus diesem Unfall ist die Erfahrung von all der Hilfe, die ich bekommen habe. Ich habe nochmal mehr gelernt, um Hilfe zu bitten (anderen eventuell zur Last zu fallen). Und so habe ich fühlen können, dass ich Liebe und Hilfe empfangen darf, ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Ich habe den Schmerz des Bruches gefühlt, die Trauer darüber, dass mein Körper verletzt ist – all das habe ich bewusst gefühlt. Denn natürlich war das da. Aber ich habe nicht an meinem Unfall, an den Umständen an sich gelitten.

Es ist das Leiden über das Leid, dass sich so festfährt und uns das Gefühl gibt, nichts tun zu können. Der Unfall ist geschehen, das Bein ist gebrochen, aber ich habe nicht mit der Situation gehadert, mich nicht gegrämt und lamentiert. Klar, das hätte ich auch wählen können, aber dann hätte ich freiwillig Gefühle gespeist, die mein Nervensystem eher in Stressaktivierung halten, statt mein Immunsystem zu stärken; dann wäre ich im Zwist mit der Realität gewesen, was mir Energie geraubt hätte, statt mit der Realität zu sein.

Kleine Schritte hin zur Selbstermächtigung – was können wir wirklich tun?

Was aber nun hilft, um in die eigenen Selbstermächtigung zu kommen, das Gefühl zu haben, tatsächlich wählen zu können, wie du auf das Leben reagierst? Ich lade dich dazu ein, folgenden Satz laut für dich zu sagen und einfach mal zu fühlen, was das mit dir macht: Was wäre, wenn ich wählen könnte, wie ich auf das Leben und andere Menschen reagiere?

Fühlt sich das gut an, nimmst du dich plötzlich aufrechter wahr? Oder hörst du eine innere Stimme des Zweifels, dass das ja alles schön klingt, aber schlussendlich doch nicht stimmt? Egal was du beim Aussprechen dieses Satzes empfindest, du hast jetzt gerade etwas über dich gelernt. Und wenn da eher Zweifel sind, dann bin ich überzeugt davon, dass du früh in deinerKindheit – vielleicht sogar im Bauch oder bei der Geburt – Dinge erlebt hast, die zu dieser Einstellung geführt haben. Denn als Kinder waren wir dem Leben und unseren Bezugspersonen ausgeliefert. Du bist also nicht verkehrt, wenn du zweifelst. Aber du darfst als Erwachsener für dich überprüfen, ob diese Überzeugung heute wirklich noch stimmt und welche Anteile in dir es brauchen, dass du sie an die Hand nimmst.

Außerdem hilft es, Achtsamkeit zu üben, dich selbst wahrzunehmen, wie es dir eigentlich geht, wie sich dein Körper anfühlt, welche Muster in bestimmten Lebenssituationen anspringen. Das ist ein erster, ganz wichtigerSchritt in die Selbstermächtigung. Achtsamkeit erlaubt uns, uns kennenzulernen, zu sehen, wo wir uns vielleicht hinter der Haltung verschanzen, die Welt sei gegen uns. Wenn wir das erkennen, dann können wir dafür Verantwortung übernehmen, uns auf die liebevolle Erforschung machen, woher diese Überzeugung kommt und überprüfen, ob sie auf die gegebenen Situation wirklich passt.

Schritte in die Selbstermächtigung und das Gefühl der Selbstwirksamkeit sind auch die unterschiedlichsten Methoden und Werkzeuge, um dein Nervensystem zu regulieren. Hast du schon einmal erlebt, wie dein ganzes System ruhiger wurde, wenn du eine Minute ganz bewusst und gleichmäßig atmest? Hast du schon einmal erlebt, wie alleine der Gedanke an einen besonderen Menschen, einen wunderschönen Ort oder ein Haustier dich lächeln lässt und es um deinHerz herum warm wird? In all diesen Momenten hast du durch deinen Fokus, durch eine Übung, durch deine Vorstellung Gefühle in dir verändert – selbstwirksam und selbstermächtigt.

In der Verarbeitung meines Unfalls hat mir auch sehr die EFT Klopftechnik geholfen. Damit habe ich mein Nervensystem reguliert, den Moment des Unfalls aufgearbeitet und mich auf die OP vorbereitet. In einem nächsten Beitrag werde ich eine kleine Klopfeinheit zur Verfügung stellen, wie auch du dich mit EFTauf beispielsweise auf einen Zahnarztbesuch oder einen medizinischen Eingriff vorbereiten kannst.

Wenn du magst, schreib mir gerne, wie es dir mit diesem Blogbeitrag geht, was du daraus für dich mitgenommen hast!